Es weihnachtet bereits aus musikalischer Sicht sehr, wie sicher jeder, der regelmäßig die Kritiken auf unserer Seite liest, unschwer erkennen kann. Egal, ob nun MAMBO KURT unfreiwillig peinlich oder deutlich angenehmer Americana-Musiker uns dieses Fest im Vorfeld versüßen, es gibt auch immer wieder Entdeckungen der anderen Art - sogar zu Weihnachten. Eine ganz besondere trägt den Namen „It‘s A Wonderful Christmas Carol“ und ist von den THE RETROSPECTIVE SOUNDTRACK PLAYERS, welche sich CHARLES DICKENS‘ „Weihnachtsgeschichte“ vornehmen und davon ihre ganz persönliche, musikalische Interpretation abliefern, die vorab schon etwas wirklich Gutes hat: sie klingt nicht nach Weihnachtsmusik, sondern tatsächlich nach einem gelungenen Soundtrack, der eigentlich eher ein „Booktrack“ ist, aber so etwas gibt es ja bisher noch gar nicht. Ansonsten müssten sich die britischen Jungs ja als The Retrospective Booktrack Players bezeichnen. So nennen sie sich aber nicht, dafür beschreiben sie ihre musikalische Mission schlicht und ergreifend mit den Worten: „Wir machen Musik, deren Basis unsere Lieblingsbücher und Lieblingsfilme sind.“

Auch ihre Vorbilder aus Musiker-Sicht sind unverkennbar in ihren nunmehr drei Alben („Cook Hand Luke“ - 2010 / „The Catcher In The Rye“ - 2012) verewigt: BOB DYLAN, THE GASLIGHT ANTHEM, JOHNNY CASH oder WEEZER. Nun also geht‘s an die weltweit wohl bekannteste Weihnachtsgeschichte. Leider gelingt es mit diesem Album aber nicht wirklich, auch die Atmosphäre des Buchs, die sich zwischen besinnlich bis gruselig bewegt, überzeugend umzusetzen. Das Besinnliche gelingt, das Gruselige jedoch ist kaum zu erkennen, obwohl das bei insgesamt vier Geistern doch eine unerlässliche Klangfarbe sein müsste.

Dafür erklingen Trompeten und andere „Gebläse“, die im Falle der durch die RETROSPECTIVE SOUNDTRACK PLAYERS in Klänge umgesetzten Weihnachtsgeschichte recht gewöhnungsbedürftig sind. Die Musik ist durchgängig angenehm und klingt entspannt, aber eben nicht spannend. Zumindest nicht so spannend, wie es die Dickens-Geschichte um Scrooge und die drei Weihnachtsgespenster ist. Dem genügt eben nicht alternativer Pop gepaart mit Indie-Rock, der zwar gut gemacht, aber nicht den wechselnden Handlungssträngen des Buchs oder Films folgt.

Das Album ist also kein Weihnachts-, sondern ein Pop- und Rock-Album geworden, welches zu jeder, nicht nur der Weihnachts-Zeit funktioniert. Einerseits eine kluge Idee, andererseits wäre es allerdings deutlich besser gewesen, wenn sich die britische Band, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Bücher auf ihre spezielle Art zu vertonen, einfach für ein anderes, „unweihnachtliches“ Buch entschieden hätten.

Allerdings würde sich das Album dann vielleicht nicht so gut verkaufen, wie kurz vor der Weihnachtszeit? Wer weiß! Wer weiß!

FAZIT: Ein Weihnachtsalbum, das keins ist. Stattdessen gibt‘s zeitlosen Indie-Pop und Alternative-Rock von einer Band zu hören, die auch keine ist, da sie aus ein paar Freunden besteht, welche Bücher und Filme vertonen, ohne auf eine namentliche Nennung ihrerseits wert zu legen.